Welt der Kinder

Sind Kinder in der Nähe, geht es leichter. Das Spielen und das Loslassen von eigens aufgetragenen Erwartungen. Sind Kinder da, und damit meine ich nicht unbedingt die eigenen (die hab ich ja noch nicht), fällt es mir leichter, in Rollen zu schlüpfen und vor allem aus der selbsterfundenen Rolle zu fliehen, für einen kurzen Moment.

Ich habe eine Handvoll Kinder in meinem Leben, deren Anwesenheit ich als so wertvoll, bereichernd und wohltuend empfinde. Sie sind mir nahe genug und gleichzeitig sind sie nicht meine eigenen.

Wenn ich Zeit mit diesen Kindern verbringe, verändert sich etwas in mir. Dass ich spielerisch an Dinge herangehe, dürfte mittlerweile schon ziemlich bekannt sein. Dass ich mich nicht scheue vor „kindischen“ Dingen (die in Wahrheit einfach wenig Platz in der leider zu erwachsenen Welt haben), auch. Doch ich beobachte diesen Zauber, den die Energie der Kinder auf alle Beteiligten hat und bin jedes Mal aufs Neue begeistert.

Dann wird getanzt, auch gerne ohne Musik. Dann wird gespielt, dann werden Lösungen gefunden, ausprobiert, gescheitert und wieder versucht, stundenlang. Dann werden Geschichten erfunden und die Wirklichkeit gebogen. Dann werden Versteckhöhlen gebaut und der abendliche Film zum Kinoerlebnis. Dann werden Nachmittage zu Weltreisen und Morgen zu endlosen Kuschelnähemomenten. Gemeinsame Mahlzeiten zu Lebensphilosophiezeit und die Langeweile dazwischen zur langen, zeitlosen Weile.

Ich liebe es, von Kindern umgeben zu sein. Ich liebe es, in ihre Welt einzutauchen und meine Welt außen vor zu lassen. Ich liebe es, Kindern in die Augen zu schauen und zu merken, dass sie voll da und wach und aufgeweckt und präsent sind. Dieser Zauber, dieses Glitzern, diese Begeisterung, die aus einem Blick kommen können. Das belebt mich, das schenkt mir Vertrauen in die Zukunft und Vertrauen in den Moment.

Schon als Kind habe ich die Erwachsenen vergöttert, die sich wirklich Zeit genommen haben für mich, meine Ideen, meine Ansichten. Die mir zugehört und mich ausreden haben lassen. Die von sich aus vorgeschlagen haben, etwas mit uns zu spielen. Die uns ernstgenommen, auf Augenhöhe begegnet und die uns als Teil ihrer Welt in unserer Welt lassen konnten.

So eine kindische Erwachsene möchte ich sein. Bin ich. Denn ich liebe sie, diese Welt der Kinder inmitten unserer Welt.


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