Es ist ruhig. Obwohl viele Menschen diesen Ort bewohnen, besuchen und beleben. Wir gehen auf Wegen, die durch große Wiesen, vorbei an Wildblumenfeldern und noch wachsenden Obstbäumen führen. Menschen sitzen im Schatten und treffen sich zum Picknicken oder Gewichteheben. Kinder auf Holzlaufrädern sausen an uns vorbei, die dazugehörigen Eltern schlendern ihnen nach. Hier ist es nicht gefährlich – weit und breit fährt kein Auto. Es scheint sogar so, als würden auch die Radfahrenden hier langsamer radeln – ein Gefühl der gegenseitigen Achtsamkeit liegt irgendwie in der Luft.
Die Häuser, die auf die großen Grünflächen schauen, sind groß und mit vielen Fenstern – es dürften also einige Menschen in diesen Häusern wohnen. Doch es gibt genügend Luft und Raum für alle. So scheint es zumindest von außen. Die Wohnblöcke stehen frei, haben Balkone auf allen Seiten und die Pflanzen in den Fenstern und Terrassen runden die Beton- und Holzbauten ab.
Mit einem Eis in der Hand spaziere ich staunend durch diese Nachbarschaft. Es gibt Gemeinschaftslokale zum Musizieren und Theaterspielen, Aushängebretter mit verschiedensten Angeboten, kleine Läden, in denen Spielzeug oder Bücher verkauft werden, Cafés und Supermärkte. Ein Kindergarten befindet sich mitten im Geschehen, eine Schule am Rand – doch klar eingebunden in dieses Viertel.
Kinder spielen alleine, Erwachsene unterhalten sich, da ist Wasser und viel Platz zum Laufen und Austoben. Dieses Viertel ist belebt – voller Menschen und Tiere und Pflanzen, es bietet Lebensraum für Familien und lädt zum Flanieren und Hinsetzen ein. Doch diese Ruhe, die diese Gegend ausstrahlt, macht sie zu etwas ganz Besonderem.
Ich frage mich manchmal, wie wir wohnen werden. Nicht nur wir als Paar oder irgendwann mal kleine Familie. Sondern so generell im Gesamten (in dem Kreise, den ich irgendwie fassen kann). Ob wir weiter in die Einfamilienhausrichtung gehen oder aufmachen und in Gemeinschaften leben? Ob es ein Zusammensein im Getrennten oder ein Getrenntsein im Zusammen gibt? Ob wir mehr Raum für Menschen jeden Alters schaffen innerhalb der Gemeinschaft oder ob wir trennen und auseinandersortieren, je nach Lebenslage.
Ich frage mich auch, was es sein wird, das wir brauchen werden? Ob wir das erst wissen können, wenn die Zeit da ist oder ob wir jetzt schon vorausschauen und uns auf die Zukunft einstellen können?
Meine Fragen sind sehr naiv, zu wenig kenne ich mich mit Raumplanung, Stadtgestaltung oder grüner Architektur aus. Doch Fragen habe ich. Und diese stelle ich mir.
Dieser Ort heute hat mich sehr berührt – in mehrfacher Weise. Zu merken, dass es so erfrischende, zukunftsweisende und bereits umgesetzte Projekte gibt, gibt mir ein gutes Gefühl.
Menschen werden immer Lebensraum brauchen. Wie wir diesen gestalten, hängt von vielen Faktoren ab. Doch zu sehen, dass laufradfahrende Kinder Vorrang zu autofahrenden Erwachsenen, blühende Wildblumenwiesen zu grüngestriegeltem Rasen und einladende Begegnungsräume zu zaunumrandeten Gärten haben können, macht mich hoffnungsvoll.