Ich sitze – mal wieder – am Balkon. Dieses Mal ist es regnerisch und kühl. Ich höre die Tropfen fallen und sehe das satte Grün der Bäume und Pflanzen, die sich nach Wasser gesehnt haben.
Und ich frage mich, warum mir dieses Wetter gerade so passend vorkommt. Dieses Lechzen der Welt nach Regen, nach Wasser und – nach Normalität. Diese letzten Wochen waren lange. Geprägt von Unsicherheit und Zweifel, zu viel Zeit und zu wenig Sachen. Geprägt von Angst und Liebe, von Glauben, Hoffen und Wollen. Und plötzlich ist der Regen da, die Welt atmet ein bisschen auf. Zumindest die Welt um mich herum.
Diese letzten Wochen werden ins Geschichtsbuch eingehen. Und diese letzten Wochen sind nun erstmal vorüber. Es kleinreden, niedermachen oder leugnen, nein. Darum gehts jetzt nicht. Es ist auch noch nicht vorbei, dieses Es.
Aber die erste Durstrecke ist geschafft. Zumindest wissen wir jetzt, wie es sich anfühlt, wenn die Welt mal auf Pause drückt. Wenn Stillstand zur Stille wird und die Atempausen zur Normalität.
Immer immer wieder kann ich nur sagen, dass ich so dankbar bin, für all die außergewöhnlich guten Umstände, in denen ich mich befinde und in dieser Ausnahmesituation bisher befunden habe. Und immer immer wieder muss ich auch zugeben, dass ich der dagewesenen Stille, Muße und Situation ein bisschen nachtrauere.
Darf man das denn überhaupt sagen? Ich weiß es nicht.
Nicht den Kranken, nicht den Sterbenden. Nicht den Alleingelassenen, nicht den Überforderten. Nicht den Schwachen, nicht den Abhängigen. Denen wünsch ich dies alles natürlich nicht noch einmal.
Aber mit ein bisschen Wehmut denke ich jetzt schon zurück an die Stille auf den Straßen, die Ruhe in den Gesprächen, die Fülle und gleichzeitige Leere der Tage. Mit ein bisschen Wehmut und Sehnsucht denke ich an die bewussten Spaziergänge, die unendlich scheinenden Morgen und die Einfachheit, auf die ich mich reduzieren konnte.
Ich weiß. Es soll und darf keine Epidemie brauchen, um die Zeit zu genießen und in den Tag hineinzuleben. Es soll und darf kein Massensterben und -leiden brauchen, um die wichtigen Dinge zu erkennen. Das weiß ich.
Und trotzdem möchte ich diesen letzten Wochen etwas Ehre und Dankbarkeit widmen. Und wenn das dann alles vorbei und geschafft ist, dann würde ich mir wünschen, dass etwas übrigbleibt. Etwas von dieser Einfachheit, dieser Liebe, dieser Stille. Etwas vom großen Wert des Gemeinsamen, des Miteinander.
Etwas von dem, das mir (und vielen, mit denen ich in den letzten Wochen eng im Austausch war) trotz allem so gut getan hat. Was auch immer das für euch da draußen gewesen sein mag.
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