Es war eine Ausnahmesituation. Wir kamen zufällig an dem Ort vorbei, an dem wir gebraucht wurden. Mein Herz raste, meine Knie zitterten. Ich war außer mir, alle waren außer sich. Fast.
Eine Frau dachte klar, handelte klar und war voll und ganz da. Eine andere telefonierte, gab Auskunft und folgte den Anweisungen am anderen Ende der Leitung.
Ein Mann kam dazu, konnte nicht direkt helfen, ging in sein Lokal und brachte Handtücher zum Wärmen. Ein anderer Mann suchte die Gegend nach Hilfe ab, schaute aufmerksam zu und behielt den Überblick.
Immer noch war ich außer mir, aber auch bei der, die unsere Hilfe brauchte. Ich strich ihr über die Beine, sah ihr in die Augen und versicherte ihr mit einem aufrichtigen Lächeln, dass wir da wären und dass alles gut werden würde. Das wusste ich.
Als die Situation sich aufgelöst hatte und die Frau gut versorgt war, klopfte mein Herz immer noch schnell. Was war da gerade passiert? Ich musste darüber sprechen, konnte es anders nicht fassen (anscheinend muss ich auch darüber schreiben, sonst gäbe es diesen Text hier wohl nicht).
Kurz sprachen wir noch mit der anderen Frau, die so fokussiert zur Stelle war. Dass jede und jeder das getan hatte, was sie oder er am besten konnten, bemerkte sie beim Verabschieden.
Ja. Das war es. Ein Zusammenspiel verschiedenster Kräfte. Wir alle brachten das ein, was wir einzubringen vollbrachten – in diesem Moment, in dieser speziellen Situation. Wären es andere Umstände gewesen, wären andere Handlungswege nötig gewesen.
Es ist für mich immer wieder eine sehr berührende Erkenntnis, dass Menschen da sind, wenn man sie braucht. In diesem Fall waren es mehr, als gebraucht wurden. Da waren aufrichtige Hilfestellungen, da waren wohlwollende Blicke, da war Zusammenspiel, da war so viel Selbstverständnis. Da war Dankbarkeit und eine kurzzeitige, aber bedeutsame Verbundenheit.
Immer wieder gibt es solche Situationen. Menschen, die in Notsituationen sind oder geraten. Menschen, die ganz dringend auf andere Menschen angewiesen sind. Und ich hab da so ein tiefes Vertrauen in die Menschheit: Dass nämlich nicht nur vorbeigegangen wird, sondern dass Menschen stehenbleiben, nachfragen, in Augen schauen und helfen wollen.
Dass Menschen das tun, was sie in dieser speziellen Situation nun mal am besten tun können. Oder nicht wissen, was sie tun sollen. Und manchmal äußert sich das vielleicht als Wegschauen. Aber es wird jemanden geben, der oder die ganz selbstverständlich da ist und sich jemand anderes annimmt.
In der Not menschlich bleiben. Notwendig menschlich.