Ich liege auf der Matratze am Boden. Du spielst auf deiner Gitarre ein leises Lied. Ich hab dich drum gebeten. Wenn der Klang es schafft, dass ich dabei einschlafe, zahle ich dir morgen das Frühstückscroissant. Ich schlafe nicht ein, aber grinse glücklich über dein improvisiertes Gute-Nacht-Lied vor mich hin.
Ich sitze mitten in der Nacht in einer S-Bahn, die uns nach diesem Abend mit Essengehen und WG-Party-Crashen nach Hause bringen wird. In deinem Rucksack versteckst du immer Kekse. Weil irgendwann immer der Punkt kommt, an dem wir Kekse wollen. Du packst die Packung aus und reichst sie mir. Ich nehme einen Keks, im Mund bröselig, im Herzen ganz warm.
Ich stehe am Fenster und schaue raus. Der Tag vergeht und ich schaue immer wieder hinaus. Da, wo ich grad bin, bin ich nicht und ganz zu Hause. Das Gefühl ist so schön hier, so weit und offen, vertraut und nah. Du hast vorgekocht, bei so vielen Leute ist das einfacher. Die Suppe steht am Tisch, wir sprechen drei verschiedene Sprachen und es gibt Essen, das besser nicht schmecken könnte.
Ich bin schon lange fertig. Warte bei der Türe, warte in der Küche, warte im Wohnzimmer. Immer dauert es so lange. Alles. Bis wir zum ersten Mal Haus verlassen können, dämmert es schon fast. Ungeduld schleicht in mir hoch. Schneller, als ich das will. Dann horche ich kurz: Im Bad wird ein Lied gesungen, im Wohnzimmer über das Weltgeschehen diskutiert. Im Schlafzimmer wird Wäsche aufgehängt und eigentlich passiert hier schon alles, was ich gerade brauche. Eigentlich gehts ja ums Zusammensein. Egal, ob drinnen oder draußen.
Während ich im Bett liege und den Gitarrenklängen lausche, wünsche ich mir, das hier könnte für immer so sein. Für immer am Boden auf Matratzen schlafend. Für immer Kekse schmatzend in Nachtzügen unterwegs. Für immer viele Menschen essend um den schwach beleuchteten Tisch. Für immer gemeinsam singend. Für immer Weltbewegendes und Weltenunveränderndes diskutierend. Für immer fest gehalten, im Herzen und in den Armen.
Für immer wird es irgendwie so sein. Nicht für immer gleich, doch das hier, das bleibt.