Muss auch gar nicht

Ich hab so einen Anspruch an mich und mein Leben. Den hab ich jeden Tag und da will ich dann, dass jeder Tag diesem Anspruch entspricht: Dass ich etwas Schönes mache, meinen Tag gut gestalte, dass ich glücklich bin und dass ich das mache, was mich erfüllt.

Und wenn ich dann so vor mich hintümple, an manchen Tagen, dann werde ich unruhig und merke, dass ich meinem Anspruch an mich selbst nicht gerecht werde. Dann werde ich noch unruhiger und anstatt es einfach loszulassen, möchte ich, dass ich das Ganz raushole, das Volle und Alles – aus diesem Tag und diesem Leben.

Das ist ja per se auch nichts Schlechtes und zeugt von Lebensgestaltungskompetenz (und Privilegien!), wenn ich meine Tage so füllen und leeren kann, wie das für mich passt.

Doch das Leben geht auch anders weiter. Auch an Tümpeltagen und in Schleiermomenten. Auch da dreht sich die Welt weiter und mein Leben mit ihr. Und das ist auch gut so. Denn das Leben ist halt einfach so – weder gut, noch schlecht, noch glücklich, noch traurig. Das Leben ist die Zeit, die wir haben hier.

Ganz vereinfacht gesagt.

Und wenn die Tage auch mal schwerer sind, die Stunden dunkler und wenn es einfach nunmal nicht geht, mich immer voll auszuleben (Ist das übrigens eine Generationsache? Gings denen vor uns auch so? Und wie gehts denen nach uns? Dieser Selbst- und Lebensoptimierungsanspruch? Das ist wohl ein großes neues Kapitel, in das ich mich eindenken muss…) – also wenns eben Tage gibt, die nicht dem Wandtattoo á la „Lebe jeden Tag, als wär es blabla“entsprechen, dann lerne ich Stück für Stück, das einfach anzunehmen.

Und das gibt mir eine große Freiheit – denn ich befrei mich von meinen eigenen Vorstellungen und Ansprüchen und die halten mich wohl in Wahrheit am meisten zurück.

Also. Um das noch mal zusammenzufassen: Manches muss gar nicht. Nicht schön sein, nicht gut sein, nicht besser sein, nicht irgendwie bestimmt sein. Denn sein wird es immer, irgendwie halt.

Es muss nicht immer gut sein. Ein sehr befreiender Gedanke.

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