Meine eigene Stille

In den letzten Jahren bin ich ruhiger geworden. In vielen Hinsichten. Ruhiger im Tun und ruhiger im Sein. Ruhend, in mir und dem, was gerade ist. Nicht immer, nicht überall. Doch im Gesamten.

Ich habe gelernt, dass ich viel öfter zuhören muss, um die Sache besser zu verstehen. Dass es ganz oft nicht um meine Meinung, meine Ideen oder meine Ratschläge zur erzählten Situation geht. Dass ich zuhöre und trotzdem nur einen kleinen Teil dessen verstehe, was wirklich los ist. Auch das habe ich gelernt. Oder besser gesagt: Lerne ich immer wieder.

Ich lerne immer noch, diese Stille zu genießen. Meine eigene Stille. Ich lerne immer noch, auf Fragen zu antworten und nicht auf Aussagen. Ich lerne immer noch, dass ein Zuhören kein Antworten impliziert. Dass mein Stillsein nicht Nichts ist.

Wie laut ich manchmal war, denk ich mir heute. Wie oft ich gemeint habe, zu wissen und zu verstehen – doch eigentlich lieber mich selbst reden hören wollte. Und wie wichtig das für mich war. Ist es auch heute noch, in manchen Momenten. Doch immer wieder und immer mehr merke ich, dass ich ruhiger werde und mich und meine Ideen zurückhalten kann – und sollte.

Natürlich schreibe ich an dieser Stelle von mir und meinen Ideen. Doch in der Welt da draußen versuche ich, mehr darauf zu hören, was gesagt wird. Anstatt, was ich hören möchte. Ich versuche, zu differenzieren, was mir mein Gegenüber mitteilt und was das Gesagte dann mit mir macht. Denn das sind immer zwei Welten, zwei Sichten, zwei Paar Schuhe.

Und wenn ich ruhig(er) bin, dann kann ich auch besser zuhören. Wenn ich meine eigene Stille aushalte, lerne ich nicht nur über die anderen, ich erfahre viel über mich selbst. Warum es mich manchmal fast zerreißt und ich trotzdem nichts dazu sagen sollte. Warum es Dinge gibt, die man selbst verstehen muss und es auch nichts bringt, wenn ich meine Sicht dazugebe. Warum ungefragter Rat in alle Richtungen, außer in die der Hilfestellung, losschießt. All das lerne ich, wenn ich meine eigene Stille zulasse.

Und diese Stille ist in vielen Momenten angebracht. Und in manchen nicht. In manchen muss man laut sein und dem eigenen Pathos nachgeben. Doch in vielen, vielen Situationen da hilft es mehr, zuerst einmal zuzuhören und genauer hinzuschauen und hinzuhören, um vielleicht wie durch ein Guckloch das große ganze Bild erkennen zu können.

Inspiriert wurde ich vom Buch „Pathos“ von Solmaz Khorsand. Immer wieder wichtig, aus dem eigenen Gedankenkarussell auszusteigen.

Die eigene Stille muss man erst mal aushalten. … sagte sie und schrieb für die Öffentlichkeit … Ha.

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