Ich sehe rot

Wenn ich ein Lied höre, hat dieses für mich eine Farbe. Es gibt „schwarze“ Lieder und pinke und grellgrüne und gelb-orange. Letzteren lausche ich gerne am Morgen oder wenn ich mich entspannen will. Bei ganz grellen Liedern schalte ich oft weiter oder versuche, nicht mehr hinzuhören. Zu unruhig machen sie mich. Oder ich bewege mich dazu, denn irgendwo muss die Energie hin.

Wochentage haben für mich einen klar zugeordneten Farbton. Montag und Mittwoch sind rot, Dienstag und Samstag gelb, Donnerstag dunkelblau-braun und Freitage hellblau. Sonntage sind fast weiß, etwas beige vielleicht. Aber eher weiß.

Ein paar Buchstaben haben diese Qualitäten auch: M ist rot, B ist dunkelbraun, A ist hellblau, I ist gelb, X ist silber, D ist sattgrün.

Wenn ich weiterdenke, haben auch manche Wochentage in meinem Verständnis Zahlen zugeordnet. Dienstag ist 2 (oder 14), Mittwoch ist 5, Donnerstag 26. Wenn also der 26. eines Monats auf einen Donnerstag fällt, ist das ein besonders passender Tag für mich.

Wenn ich mit meinen Farbkarten spiele, gibt es gewisse Sympathien, es gibt warme Farben und kalte und mir zugewandte und mir abstoßend scheinende Farben und Farbkombinationen. Ich lege dann auch bewusst Farbtöne zueinander, die sich widersprechen oder solche, die eine Einheit ergeben – auch, wenn sie auf den ersten Blick widersprüchlich scheinen.

Woher das kommt und seit wann ich diese Sicht auf manche Dinge habe, weiß ich nicht mehr. Es dürfte schon eine Weile her sein.

Zu tun haben die einzelnen Zuordnungen natürlich auch mit Präferenzen – für mich „schwarz“ empfundene Musik enthält Klänge, Instrumente, Stimmen und Melodieabfolgen, die ich als laut, zerstörerisch und wütend wahrnehme (und um das ganz klar zu machen, für mich hat „schwarz“ empfundene Musik keinen Bezug zu irgendeiner ethnischen Gruppe, es geht hier rein um eine sehr individuell erlebte Sinneswahrnehmung).
Gelb-orange Musik hingegen lässt mich ruhig werden, durchatmen und auf die schönen Dinge im Leben fokussieren.

Was ich so weiß, heißt diese Sache „Synästhesie“ und beschreibt die Fähigkeit, gleichzeitig einander körperlich getrennte Sinneswahrnehmungen miteinander zu koppeln.

Für mich ist diese Tatsache ein Spiel und ein lustiges Verbinden von meinen Sinnen. Ich sehe darin immer wieder mal auch eine Übung, mich auf das zu konzentrieren, was sinnlich in mich einströmt und zu beobachten, was ich damit und daraus mache. Ein bewusstes Wahrnehmen dessen, was um mich passiert und was das mit mir macht, ist Teil meines Wesens, meiner Arbeit, meiner Leidenschaft.

So sitze ich hier am hellblauen Freitag, in der wärmend dunkelgelben Sonne, im Hintergrund rot-rosa-violette Glücksmusik und sehe rot – im positivsten Sinne des Wortes.

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