Etymologische Gedanken

Etymologie ist die Wissenschaft der Herkunft und der Bedeutung der Wörter. Und sie ist eine meiner allerliebsten Wissenschaften. Ja, ich habe ein Etymologie-Wörterbuch daheim. Ja, ich schlage bei neuen Wörtern, die ich lerne, die Bedeutung nach. Fast immer. Und ja, ich schaue auch ganz oft, was Wörter, die ich oft verwende, in ihrem Ursprung bedeuten. Ich liebe das. Hintergründe verstehen, Herkünfte kennenlernen, Zusammenhänge erstellen und Kreise schließen.

Und gestern, da kam mir ein Gedanke. Ein Meta-Gedanke, würde ich sogar behaupten. Denn ich hab über die Bedeutung von Wörtern als Wörter nachgedacht. Also nicht im Speziellen, sondern im Generellen. Was Wörter sind und was sie können und auch, was sie nicht können.

Also ganz von vorne.

Wörter sind aneinandergereihte Buchstaben. Diese Buchstaben haben einen bestimmten Klang, der je nach Sprache, Dialekt und Aussprache anders ist. Die Buchstaben sind allerdings nicht zufällig aneinandergereiht, sondern nach Regeln der jeweiligen Sprache/Grammatik/Rechtschreibung. Aber halten wir mal fest: Wörter sind Buchstaben, die aneinandergereiht sind.

Und dann geht es weiter. Wörter haben einen Sinn. Manchmal viel Sinn, manchmal wenig. Sie haben einen Inhalt, sie haben eine Bedeutung in sich. Ein Wort alleine ist genug, um viel zu sagen. Wörter sind die kleinsten Sinneinheiten der Rede.

Und aneinandergereihte Wörter ergeben einen Satz. Sätze einen Text, eine Rede, eine Geschichte, eine längere Sinneinheit.

Doch was ich mit Meta-Gedanke gemeint habe, ist die Tatsache, dass Wörter Bedeutung haben, die so viel mehr ist, als ihre Bedeutung. Wörter können so viel sein und haben auch ihre Grenzen. Denn manche Dinge können mit Wörtern nicht ausgedrückt werden. Gefühle zum Beispiel. Empfindungen oder Geschmäcker oder Gerüche. Auch Farben haben oft keine Wörter, die sie genau beschreiben würden. Paradoxerweise kann ich manche Dinge, die sich nicht durch Wörter beschreiben lassen, hier auch nicht be-schreiben. Vielleicht auch gar nicht paradox, sondern völlig logisch.

Wörter können heilend, verletzend, liebend, angsteinflößend, mit- und gegeneinander verwendet werden. Sie können gedacht, geschrieben, gesprochen, gespeichert, gehört, gelesen, gesehen, gelernt, vergessen und nie kennengelernt werden. Sie können in unterschiedliche Sprachen übersetzt und trotzdem nicht dasselbe aussagen. Sie können auch erfunden werden. Ja, auch das ist möglich (und sehr hilfreich, wenn es den Zustand/das Gefühl/die Farbe/…, eben das, was man beschreiben will, als Wort noch nicht gibt).

Wörter also. Eine meiner Leidenschaften. Die wunderbare Welt der Sprache, des Ausdrucks, der kleinsten und größten Sinneinheiten unserer Sprache.

Wörter. Worte. So wichtig, so groß. Und doch austauschbar. Durch andere Formen des Ausdrucks. Vielfältige Formen des Ausdrucks.

Wörter. Worte. Wie wunderbar.


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