Erkenntnis am Gang

Hier sitze ich und in meinem Kopf drehen sich die Gedanken. Wie wird es weitergehen? Wie soll es weitergehen? Wie will ich es, dass es weitergeht? Mein Leben, unser Leben, unser Alltag, unsere kleine Welt. 

Die Möglichkeiten erdrücken mich fast, so viele sind es. Ich könnte das tun, um das zu erreichen. Oder etwas anderes, doch dann würde das andere ausgeschlossen werden. Wenn ich mich für eine Option entscheide, dann bedeutet das, dass die anderen Optionen einstweilen nicht mehr sind.

Und immer könnte ich mich für etwas anderes entscheiden, etwas anderes tun, etwas anderes sehen. Doch wenn ich durch diese eine Tür gehen, mich also für diese eine Möglichkeit entscheide, dann schließe ich eine andere Tür. Und so geht es immer weiter. 

Und ich lasse mich mitreißen, öffne alle Türen einen Spalt weit, luge hinein, traue mich aber noch nicht, durchzuschreiten. Ich klopfe an manchen Türen an, doch stehe – am Gang. Wenn ich sie öffne, die Türen der Möglichkeiten, dann sehe ich dahinter wieder mehr Türen und Fester und Möglichkeiten und Richtungen. 

Und so stehe ich am Gang und bin wie gefesselt, kann noch nicht durch eine Tür gehen. Doch irgendwie weiß ich bereits, dass es eigentlich egal sein wird. Dass es zwar anders, aber nichts ändern wird. Dass es gut sein wird und dass ich mich auch nicht nach der anderen Option sehnen werde.

Doch zwischen all diesen Optionen kommt mir ein Gedanke. Dass ich mich so glücklich schätzen kann, überhaupt erst all diese Optionen zu haben. Dass es eines der vielen Privilegien ist, die ich habe. Dass es Optionen gibt, aus denen ich wählen kann (und sogar möchte), ist weder selbstverständlich, noch “normal”. Es ist eher eine Erinnerung daran, wie gut ich es habe. Wie gesegnet und ja, wie privilegiert ich bin. 

Und dieser Gedanke bringt mich zurück. Zurück auf den Boden, zurück zur Tatsache, dass mich dieser versteinerte Moment – am Gang zwischen all den Optionen – glücklicherweise eingeholt hat. Und ich merke, dass auch dieses Vertrauen, dass alles gut sein wird, auf seine eigene Art und Weise, ein weiteres meiner Privilegien ist.

Ich merke, dass das Innehalten mich all das erst erkennen lässt. Wie gut, dass ich all diese Türen noch nicht betreten habe. Denn diese Erkenntnis liegt und geht tiefer als jede der möglichen Optionen. 

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