Diese eine Nacht

Entscheidungen treffe ich aus dem Bauch heraus. Habe ich ein gutes Bauchgefühl, ist das ganz einfach. Habe ich ein schlechtes, auch. Habe ich ein Bauchgefühl, das mit meinem Kopfgefühl irgendwie nicht so richtig zusammenpasst, ist das Fällen der Entscheidung schon nicht mehr so einfach.

Warum ich mich gerne schnell entscheide, hat wahrscheinlich mehrere Gründe. Mir bekannte und mir unbekannte, das ganz bestimmt. Die mir bekannten sind unter anderem, dass ich es gerne mag, wenn Dinge abgeschlossen sind. Wenn eine Entscheidung getroffen ist, ist ein Teil von etwas damit abgeschlossen.

Ein weiterer Grund ist, dass ich es mag, wenn etwas schnell geht und unkompliziert und einfach. Das kommt wahrscheinlich aus den Welten, in denen ich aufgewachsen bin. Und ich schätze diese Fähigkeit, schnell gute Entscheidungen zu treffen auch sehr. Denn was ich nicht wirklich entwickelt habe, ist das Gefühl von Reue oder Perfektionismus. Ist meine Entscheidung gut, gut. Ist sie nicht gut, auch gut.

Ein weiterer Grund, warum ich Entscheidungen gerne zügig treffe, könnte auch sein, dass ich es mag, wenn es Klarheit gibt. Ich mag es, wenn Dinge ihren Weg gehen (der auch anders sein kann als der geplante) und wenn ich durch meine Entscheidung die Richtung bis zu einem gewissen Punkt mitentscheiden kann.

So viel dazu.

Nun ist es so, dass ich manchmal gerne zu schnell entscheide. Zu übereifrig Dinge abschließen und Türen zumachen will. Dass das gute Bauchgefühl vielleicht manchmal nicht von der Konsequenz der Entscheidung, sondern eher der Tatsache, dass eine Entscheidung getroffen wurde, herrührt. Ich entscheide mich also nicht zwischen den vorhandenen Optionen, sondern entscheide mich fürs Entscheiden. Kann bis hierher noch irgendjemand folgen?

Was ich in diesem Prozess (gerne auch „Leben“ genannt) nun bereits mehrmals lernen (und noch weit nicht zur Gänze verstehen!) durfte, ist, dass dieses allseits bekannte „eine Nacht darüber schlafen“ oft Wunder wirkt. Dass das Entscheiden für die Entscheidung seinen übergroßen Zauber etwas verliert und die vorhandenen Optionen dadurch etwas mehr Raum bekommen. So muss ich mich manchmal regelrecht selbst überreden, um das Entscheiden in den Hintergrund und die Entscheidung in den Vordergrund zu rücken.

Wenn es nun um wichtige Dinge geht und ich mich daran erinnere, versuche ich zumindest einen kurzen Abstand zur Sache zu gewinnen. Versuche, eine Nacht (oder ein paar Stunden, Minuten, ja Atemzüge) darüber zu schlafen. Denn ohne eine Verfechterin alter Redewendungen zu sein, begreife ich die Botschaft hinter dieser hier immer mehr.

Feuer und Flamme fürs Entscheiden zu sein, ist wunderbar. Entscheidungen Raum zu geben und sie sogar noch einmal neu auszuloten, hat aber auch eine große Kraft, die Wunder wirken kann.

Ich sollte mich öfters daran erinnern.

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