Oh, wie wunderbar sie glänzt, diese Blase, in der ich mich im Internet befinde. In der ich mich selbst spiegle, in der der Übergang von Realem zu Surrealem, von Digitalem zu Analogem, von „meine Welt“ und „deine Welt“ so dünnhäutig und filigran und doch so elastisch und formbar sind.
Sie schimmert und glänzt und strahlt in den buntesten Farben, in den lautesten und feinsten, in den pastelligsten und höchstpigmentierten, in den feministischsten und den selbstbestimmtesten, in den aufgeklärtesten und ständig sich verändernden Farben.
Ich mag diese Blase sehr gerne. Fühle mich aufgehoben, fühle mich verstanden, fühle mich inspiriert und gefordert und irritiert und erleichtert. Finde mich in dieser Blase lesend und lernend und staunend und schluckend wieder. Nehme viel aus dieser Blase auf – diese Blase lässt mich arbeiten, an mir, in mir, aus mir.
Die Internetseifenblase zerplatzt jedoch auch immer wieder außerhalb des Internets. Nämlich dann, wenn die Grenzen zwischen dem Gegenüber plötzlich so starr und sperrig werden. Wenn Sprache gesprochen wird, die beleidigt, ausgrenzt, verletzt oder verstört. Wenn Welten zusammenprallen, die wie Tag und Nacht sind – nur, dass es gar keinen Zusammenhang zwischen ihnen zu geben scheint. Sie zerplatzt auch an den spitzen Stacheln des Unverständnisses, der Vergangenheitshochpreiserei und der am Zahn der Zeit Vorbeischleichenden.
Diese Internetseifenblase formt einen Teil meines wirklichen Lebens. Die digitale Welt überschneidet sich mit der analogen. Diese Internetseifenblase erlaubt es mir, mich auszutauschen über Themen, die ich zuvor nicht kannte oder hineinzuschnuppern in andere Lebenswelten und -entwürfe. Sie erlaubt es mir, meine Gedanken und Ideen und Projekte mit der Welt da draußen – ja mit Menschen, die ich wohl im Analogen nie kennengelernt hätte – zu teilen. Diese Internetblase nimmt weltliche Formen an, verkörpert sich in Beziehungen, in Zusammenspiel, in Austausch.
Ich bin jedenfalls sehr dankbar für diese internetigen Zeiten, für diese Öffnung meiner und der ganzen Welt, für diese Verbindung(en), für diese Möglichkeit, aus meiner eigenen Welt hinausgezerrt zu werden, während ich gemütlich in meiner eigenen Welt sitze.