Die gefährliche Schönheit

Arbeite für deinen Körper, nicht gegen ihn.

Gelesen habe ich diesen Satz bereits öfters, besonders berührt hat er mich vor ein paar Tagen. Und seit dem geht er mir auch nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder schwirrt dieser Satz vor meinem geistigen Auge herum.

Wie oft ich immer noch und immer wieder gegen meinen eigenen Körper arbeite. Wie oft ich immer noch und immer wieder Stellen an mir entdecke, die ich nicht so schön finde und dann denke, dass ich sie ändern sollte. Wie oft ich immer noch und immer wieder meine lustigen Dellen und komischen Stellen, meine durchscheinenden Adern, meine fransigen Babyhaare, meine ich-bin-doch-noch-nicht-so-alt-Falten und meine schwubbeligen Knie (!?) verfluche. Obwohl ich mich ja grundsätzlich schön finde. Und all das wunderbar gut und gesund funktioniert und fungiert und halt einfach da ist.

Und trotzdem habe ich es so intus, dass ich was finden muss, das ich „verbessern“, „verändern“ oder „wegmachen“ sollte. Finde es viel „normaler,“ meine „unschönen“ Stellen zu benennen, als jeden Tag zu sagen, wie wunderbar schön ich meine Haare/Zehen/Wadeln finde. Hu. Hier braucht es viele „Anführungszeichen“.

Und dann merke ich noch etwas: Es geht nicht ums Schönfinden. Es geht einfach nicht darum. Weder für die anderen, noch für mich. Wir müssen schön langsam und noch viel besser so schnell, wie nur irgendwie möglich, wegkommen von diesen Klassifizierungen. Von diesem schön/nicht schön, gut/nicht gut, so/nicht so. Von diesem Arbeiten gegen uns selbst, unseren Körper und unsere Körper- und Kopfgesundheit. Von diesem Irrglauben, dass es um unsere äußerliche Schönheit geht. Vor allem von dieser Schönheit, die viel viel viel zu wenige Gesichter hat. Die sich nur von einer Seite zeigt, die ganz falsch und unrealistisch und gefährlich sein kann und ist. Denn es geht nicht um die Schönheit. Tut es einfach nicht.

Und ich spreche hier nicht von der Schönheit der Welt, des Moments, des Lebens. Auch nicht vom sich selbst Wohlfühlen. Ich spreche von dieser in Schleier gepackten, von dieser von außen auferlegten, von dieser zwanghaften, gleichmachenden, einheitlichen Schönheit, die einfach nicht schön ist.

All diese Erwartungen und dieses Zweifeln an den Äußerlichkeiten an meinem Körper – auch die ganz kleinen – das ist alles traurigerweise viel mehr gegen als für meinen Körper (oder mich selbst).

Und dann lieg ich da und gehe langsam alle Stellen meines Körpers innerlich durch und versuche sie wahrzunehmen. Bedanke mich. Komme mir kurz komisch vor, merke aber dann, dass es nicht selbstverständlich ist, dass alle Abläufe funktionieren. Dass ich gehen, stehen, laufen, tanzen, radfahren, schwimmen kann. Dass ich das Essen verarbeiten und verwenden kann. Dass die Luft ohne Probleme durch mich durch geht. Dass mein Blut fließt. Mein Herz pumpt. Mein Kopf Gedanken denkt.

Und ich nehme mir vor, öfters für statt gegen meinen Körper zu arbeiten. Denn eine Sache, die uns weiterbringen wird, als diese Schönheit, ist beispielsweise die Aufmerksamkeit für meinen Körper. Und das ist nur eine von ganz ganz vielen Sachen…

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