Lieber Baum.
Ich schreibe heute ein Gedicht für dich. Und ich nenne es Baumgedicht.
baumgedicht
ich schaue dich an
und denke daran
wie schön es doch ist,
dass du du hier bist
ich sehe deine art
mit dem leben fertig zu werden
und bewundere sie sehr
sie lässt auch mich erden
wovon ich spreche
möchtest du wissen?
mich plagt da schon seit längerem
ein schlechtes gewissen
dass wir dich zwar sehen
doch nicht begreifen
dass wir so viel lernen könnten von dir –
ich denke ans wachsen und reifen
da stehst du und lässt den wind einfach machen
über unsere angst, du könntest brechen, kannst du nur lachen
der wind, ja der sturm, sie kommen und gehen
und du, ja du, bleibst einfach stehen
und jetzt in dieser dunklen zeit
hast du dich von dem ballast befreit
wirfst deine blätter einfach nieder
ganz im vertrauen – sie kommen ja wieder
denn obwohl sie für dich eine zeit lang alles sind,
ist es irgendwann doch leichter, sie mit dem wind
in eine neue zeit zu senden
und eure gemeinsame zeit zu beenden
wie oft ich dich angeschaut hab in diesem jahr
und für mich war es wirklich nicht klar
dass die veränderung deine konstante ist,
du die blätter machst und dabei ganz achtsam bist
du sie wachsen lässt, ganz langsam und leise
bis du sie wieder schickst auf ihre reise
denn jetzt ist die zeit
in der du loslässt und dich befreist
und dann –
fängst du wieder von vorne an
du machst das alles so nebenbei
ohne zu jammern, ohne zu schrein
und das lieber baum
das könnte ich mir von dir abschaun.
denn so wie du bist, sollten wir manchmal werden
die arme ausgestreckt und die wurzeln tief in der erde
lieber baum
auch, wenn du das hier nie liest
bin ich mir sicher, du genießt
die zeit da draußen vor meinem haus
und ich, ich schaue hinaus
und in gedanken daran
fange ich an
auch loszulassen.
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