Wir sind in Argentinien! In diesem Moment sind wir in Puerto de Iguazú, eine kleine Stadt mit einer riesigen Attraktion: den Iguazú-Wasserfällen. Aber bevor ich darüber schreibe, beginne ich an dem Punkt, an dem wir stehengeblieben sind.
Also. Unsere Zeit in Brasilien ist vorbei. 5 Wochen in diesem unglaublichen und großen Land und wir haben einen Bruchteil dessen gesehen, was es wohl brauchen würde, um das Land zu verstehen. Ich kann schwer sagen, „wie Brasilien ist“. Aber ich kann sagen, dass ich jetzt nach dieser Reisezeit, ganz viele Bilder, Gefühle und Verbindungen zu Brasilien habe. Und das ist wunderbar.
Die Strecke, die wir in dieser Zeit zurückgelegt haben, ist klein. Und trotzdem bedeutete es für uns lange (und anstrengende) Wege in Autos, Bussen und Schiffen – und sogar im Flugzeug. Von Rio de Janeiro auf die Ilha Grande, nach Paraty und Ubatuba (einer feinen, mittelkleinen Stadt am Meer mit so so netten Hosts – also einer Familie, die Zimmer vermietet! Was für ein Glück, immer wieder auf Menschen zu treffen, die einfach einfach sind und mit denen das Reden so viel Freude macht!) und von dort auf Umwegen in den Bergen im Bus nach Sao Paulo.
Eigentlich wollten wir von dort einen weiteren Bus nehmen, der uns zu den Wasserfällen hier bringt – eigentlich. In unserem Kopf eine einfache Vorstellung – auf der Landkarte sind dann aber die Dimensionen sichtbar geworden: Das hätte um die 20 Stunden im Bus gedauert. Unglaublich! So weit und doch ist es „nur“ so eine kleine Strecke in diesem riesengroßen Land. Also haben wir ein Flugzeug genommen und sind nach Iguazú auf der brasilianischen Seite geflogen.
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Und das erklär ich euch jetzt nochmal genauer, weil ich es selbst so interessant finde und mir vorstellen kann, dass wenige von euch (genauer) von diesem Fleckchen Erde wissen. Das erste Mal, dass ich von den Iguazú-Wasserfällen gehört habe, war letztes Jahr irgendwann. Gastón hat mir davon erzählt und war wirklich verwundert, warum ich noch nie zuvor irgendetwas darüber gehört, gelesen oder gelernt habe. Die Niagara-Fälle kennt man, die in Iguazú nur, wenn jemand, den man kennt, dort war. So ist zumindest meine Einschätzung.
Diese Wasserfälle sind in einem Nationalpark, der von zwei Seiten besucht werden kann: der brasilianischen und der argentinischen. Getrennt werden die Länder durch einen Fluss, der praktischerweise eine „natürliche“ Grenze darstellt. Zudem liegt diese Gebiet sogar auf der Dreifachgrenze, Paraguay schließt sich hier auch noch noch an. Sehr spannend, find ich.
Naja und so kommt es, dass wir den Nationalpark zuerst auf der brasilianischen Seite und zwei Tage später auf der argentinischen Seite besucht haben. Und beide Male waren der absolute Hochgenuss an Naturspektakel!
Die brasilianische Seite ist viel größer aufgezogen, mit Warteschlangen beim Eingang, die sich sehen lassen. Aber nach einiger Zeit Warten und einer kleinen Busfahrt zur ersten Aussichtsplattform, zeigte sich die unvergleichbare Schönheit der Wasserfälle. Dieser Moment hat mich so berührt. Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas gesehen. Insgesamt sammeln sich ca. 380 Wasserfälle in dieser ganzen Region. Und entlang der Trilha (also des Pfades) haben sich immer wieder Möglichkeiten angeboten, die Wasserfälle von näher oder ferner zu bestaunen.
Am Ende des Weges dann das Highlight: Auf einer Plattform, die direkt über einem der großen Wasserfälle gebaut ist, konnten wir die Kraft des Wassers so richtig, richtig spüren: Klitschnass und voller Ehrfurcht (Alex, das ist es wirklich, was diesen Respekt vor der Natur am treffendsten beschreibt!) sind wir dort gestanden und haben uns des Lebens und dieses wundervollen Ereignisses erfreut.
Und wie gesagt, zwei Tage und eine kleine und unorganisierte Busfahrt über die Grenze nach Argentinien später, haben wir die Wasserfälle von einer ganz anderen Seite kennengelernt: im Nationalpark in Argentinien. Weniger Disneyland, mehr Nähe zur Natur, so könnte man diesen Park beschreiben. Und das Erlebnis: unbeschreiblich. Und trotzdem versuche ich euch einen kleinen Einblick in das zu geben, was wir erleben durften.
Gestartet sind wir auf einem Pfad durch den Dschungel, relativ früh am Morgen. Von Vogelgezwitscher begleitet, entlang über Brücken und an interessanten Tieren vorbei (Quati – eine Mischung aus Wasch- und Nasenbär, sehr witzige Tierchen, die sich aufgrund der einfachen Nahrungsbeschaffung immer dort herumtreiben, wo auch Menschen sind – sie fressen alles, was beim Essen runterfällt, oder stibitzen sogar Essen aus den Taschen!) – bis wir uns plötzlich mitten über einem Wasserfall stehend wiedergefunden haben.
Ihr könnt euch das so vorstellen: Auf der einen Seite befindet sich Dschungel, ein Fluss fließt gemütlich seinen Strom entlang. Umgedreht auf die andere Seite blickend, reißt das Wasser nach unten, meterweit, die Massen scheinen über die Kante hinwegzuschießen, unten brodelt und schäumt es, die Wasserpartikel kommen als Dunst nach oben, bei Sonnenschein entstehen Regenbögen, die Natur zeigt sich in seiner vollen Pracht.
Und so geht dieser Pfad weiter – einmal über Brücken und Plattformen den Wassermassen von oben zuschauend, einmal so nahe dran am fallenden Wasser, dass es unausweichlich ist, nass zu werden. Ich sags euch, so so so beeindruckend! Und als würde das nicht reichen, bieten sich so wundervoll schöne Landschaften – Palmen entlang am rostroten Wasser (die Erde hier ist rot), Inseln im Wasser, riesengroße Blätter und das Grün des Dschungels. Oben fliegen die Vögel, herunten spielen Affen miteinander. Ein Naturschauspiel der Sonderklasse!
Es gibt einen Teil der Wasserfälle, der wird Teufelsschlucht genannt. Und als wir dort waren, habe ich das auch verstanden: In einem Kreis angeordnet befinden sich die Wasserfälle nebeneinander und das Wasser, das nach unten fällt, kommt in Wolkenform wieder nach oben – wie ein schäumender Vulkan, wie ein Hexenkessel mit brodelndem Inhalt. Und obendrein das Getöse der fallenden Wassermengen. Einer der absolut größten und bleibendsten Eindrücke auf unserer – wenn nicht all meiner – Reisen bisher, die Wasserfälle von Iguazú.
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Jetzt sind wir wie gesagt noch im Nordteil von Argentinien, in ein paar Stunden geht es auf den Weg nach Buenos Aires, wo ich Gastóns Familie kennenlernen werde. Dort werden wir – so stellen wir uns es jetzt im Moment zumindest vor – auch ein paar Monate bleiben.
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Wir sind mittlerweile in Buenos Aires angekommen, Gastóns Eltern haben uns abgeholt – ach, war ich nervös! Aber, alles gut gegangen hab mein Spanisch ausgepackt , ein bisschen was kann ich ja mittlerweile schon sagen. Wir haben dann gemeinsam zu Abend gegessen, mit Gastóns Papa hab ich ein bisschen Englisch gesprochen, was doch noch ein bisschen besser geht, als Spanisch. Ich freu mich jetzt aufs Erkunden der Gegend, es ist wirklich schön hier – in einem Vorort von Buenos Aires, mit vielen Häusern und ganz vielen Pflanzen – und vor allem, dem Zuhause von Gastón.
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Ich meld mich wieder.
• K •
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