Heute darf ich euch etwas Besonderes präsentieren – ich durfte ein Interview machen und kann mir vorstellen, dass euch das auch interessiert!
Hallo und willkommen bei „Große Menschen in großen Ländern“! Heute mit Katharina aus dem kleinen Österreich.
Danke für die Einladung. Ich freue mich sehr, heute und hier über meine ersten Erfahrungen in Argentinien, diesem riesengroßen Land, zu sprechen.
Der Name dieses Formats lässt es ja schon anmuten: Bist du größer als alle Menschen in Argentinien?
(Seufzt) (lacht) Nein. So schlimm ist es auch wieder nicht. Auch, wenn Gastón mich vorbereitet hat, dass ich die Gringa [Anm: so werden die weißen Europäer*innen hier bezeichnet] sein werde, weil ich so viel größer als der Rest der Bevölkerung sein werde. Dass ich größer als viele Menschen hier bin, das fällt mir zwar auf, aber die Stadt ist so groß, da kann man das nicht verallgemeinert sehen.
Wo bist du denn gerade?
In diesem Moment sitze ich auf meiner Seite des Schreibtischs. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich einen großen Baum und ein paar Häuser. Die Gegend hier ist wunderschön! Ein Vorort von Buenos Aires, eine kleine Stadt, die zur Provinz Buenos Aires gehört: Martinez. Hier leben die Menschen sehr ruhig, viele Häuser mit kleinen Gärten, Lebensmittelläden an fast jeder Ecke, Bäckereien, Gemüseläden und Trafiken.
Und wie ist es dort?
Gemütlich! Nicht viel los, aber wenns mehr sein soll, müssen wir nur den Bus nehmen und ein paar Stationen fahren, dann sind wir im Trubel der (Groß-)Stadt. Bisher waren wir nur einmal in Capital, also der Stadt Buenos Aires. Ansonsten haben wir uns hier herumgetrieben, haben viel Familienzeit gehabt und versucht, die Gegend zu erkunden.
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In Argentinien ist ja jetzt Frühling, wie kann man sich das Wetter vorstellen?
Ach, diese Frage habe ich bereits einige Male gestellt bekommen. Und ich antworte immer das Gleiche: Es fühlt sich an wie ein schöner Herbst in Österreich. Sobald die Sonne herauskommt, ist es warm, ohne Pullover wird es aber zu kalt. Wenn es regnet, regnet es wie Sau …
Bitte, diese Ausdrucksweise! Ein bisschen gehobener, wenn ich bitten darf.
Naja, wenns so ist. Und meine Leser*innen kennen mich ja. Dadurch, dass ich hier selten bis gar nicht Deutsch spreche, genieße ich diese Ausdrucksweise umso mehr.
Wenn wir schon beim Thema angekommen sind, wie gehts mit der Sprache und der Verständigung?
Immer besser! Also ich verstehe relativ viel, vor allem, wenn ich nur Zuhörerin bin. Wenn ich auf Spanisch antworten soll, werd ich immer ein bisschen nervös. Da Gastón und ich Englisch sprechen, nutz ich das auch als eine Ausrede, aber ich bin gewollt, Spanisch zu lernen. Ich hab mir so eine App runtergeladen und mit der üb ich fleißig. Ansonsten richt ich mir wunderschöne Sätze im Kopf her – und stellt euch vor, manchmal sprech ich diese sogar aus!
Gastóns Papa spricht ein bisschen Englisch, das macht die Verständigung noch einfacher. Seine Mama erklärt mir viele Dinge, ich kann folgen und lerne dadurch immer mehr. Es gibt Momente, in denen merke ich, dass ich nicht wirklich verstanden habe, worum es geht, wenn Gastón und ich danach über etwas sprechen und ich eine komplett andere Geschichte im Kopf habe. Aber gut, ich hab ja Zeit.
Was war denn das bisher berührendste Erlebnis in Buenos Aires?
Für mich war es die Geburtstagsfeier von Gastóns Papa. Die war am Samstag, also zwei Tage nachdem wir angekommen sind. Für mich war es so interessant und auch sehr herzerwärmend, an einem Fest in einer – meiner argentinischen – Familie teilzuhaben. Es wurde gekocht und gegessen, gestritten und gelacht. Wie das nunmal so ist, wenn Familie zusammenkommt. Es war schön zu sehen, wie ähnlich und gleichzeitig komplett anders Familien sein können.
Gastón hat einen Bruder und zwei Schwestern, wobei eine davon weit weg (in Patagonien) wohnt. Die andere Schwester war mit ihrem Sohn hier, mit Gastóns Bruder waren wir vor der Feier noch Geschenke einkaufen – hat sich angefühlt wie Weihnachten. Der Tag hat mich sehr berührt – ich war fremd und zugleich so nahe und wurde von allen mit offenen Herzen angenommen. Aber ich muss zugeben, an solchen Tagen fehlt mir meine Familie daheim sehr (sehr).
Hast du viel Kontakt mit deiner Familie?
Ja, wir schreiben viel und auch das Videotelefonieren klappt ganz gut. Ich bin also am Laufenden, was zuhause passiert und sie wissen auch, was hier so los ist.
Wir haben gesehen, dass du ein Fahrrad hast! Erzähl uns die Geschichte!
(Lacht) Ja, das stimmt. Ach, was für eine Freude! Das Fahrrad haben wir im Keller im letzten Winkel gefunden, es herrichten lassen und dann sind wir gleich ein paar Runden gefahren. Mein Rad ist wunderschön und ich liebe das Gefühl, die Gegend damit zu erkunden. Wir haben gleich einen Ausflug zum Rio de la Plata gemacht, dem weitesten Fluss der Welt. Der schaut aus wie das Meer, ist aber ein Fluss. So schön ist es dort! Da werden wir noch viele Stunden verbringen, das ist sicher.
Wir wissen aus sicheren Quellen, dass du ein Fan guten Essens bist. Welche kulinarischen Erfahrungen hast du bisher gemacht?
Da wir unser Essen meist selbst kochen, ist es nicht so viel anders, als daheim oder auf Reisen. Was aber anders ist, ist das Einkaufen! Ich liebe es, zu Felipe (dem Gemüse- und Obsthändler unseres Vertrauens) zu gehen, und die Lebensmittel frisch einzukaufen. Zugegebenermaßen habe ich das bisher erst einmal gemacht, aber dieses Mal wird sich wiederholen. Ansonsten kocht Gastóns Mama auch manchmal extra was Veganes für uns oder wir gönnen uns irgendwo eine Kleinigkeit. Empanadas zum Beispiel! Ohhh was für eine wundervolle Erfindung! Gefüllte Teigtaschen, liebevoll zusammengeknetet. Oder die Kekse, Vollkornhaferschokolade, die die besten sind, die ich bisher in meinem Leben gegessen habe. Einmal waren wir in einem Teehaus und haben den ganzen Nachmittag über alles Mögliche redend und mit Waffeln und Tee genießend verbracht. Wunderbar!
Apropos reden – ihr verbringt jede Minute miteinander, habt ihr da schon noch Themen zum Reden?
Ja, und ob! Dadurch, dass ich Gastóns Vergangenheit jetzt kennenlerne und die Vorstellungen, die ich bisher nur durch Geschichten hatte, jetzt in echte Bilder umgewandelt werden, haben wir so viele Themen zu besprechen. Wir gehen durch Straßen und er erzählt mir, dass das eine Haus sein Kindergarten und das andere die Schokoladenfabrik war. Auch so reden wir viel über die Zukunft, wie wir auf kürzere oder längere Sicht weitermachen wollen. Und das ist sehr beflügelnd, wir haben viele gemeinsame Pläne, viele Ideen und Visionen. Unsere Beziehung wird durch dieses Abenteuer hier auch noch einmal tiefer, was ein wunderschöner Nebeneffekt des Ganzen ist.
Ein runder Abschluss für dieses Gespräch. Gibt es etwas, das es noch loszuwerden gilt?
Naja, wie ich immer zu sagen pflege: Das Leben ist schön! Auch, wenns manchmal einfacher wäre, zuhause im gewohnten Umfeld zu sein und alles so zu haben, wie ich es kenne und mag. Aber dafür bin ich ja nicht hier. Ich lerne und lerne kennen und die Erfahrungen, die ich hier mache, machen etwas mit mir. Das merke ich bereits jetzt, nach dieser kurzen Zeit.
Danke für dieses ehrliche Gespräch.
Danke für die Einladung, immer wieder gerne.
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Ich weiß nicht, wie es euch beim Lesen gegangen ist – ich habe beim Schreiben immer wieder laut aufgelacht. Ich bin halt einfach lustig. Das muss ich schon zugeben.
Besitos desde Argentina,
• K •
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